Liebe Mainpost!

Ich nehme Bezug auf Ihren Artikel über Mountainbikes: http://m.mainpost.de/regional/schweinfurt/Schmuddelwetter-Wanderer;art769,9246153

Leider bin ich sehr enttäuscht über die journalistische Qualität der Mainpost. Die letzten Jahre sind immer wieder mal Berichte über Mountainbiker aufgefallen, in denen das Mountainbike und auch dessen Fahrer in ein sehr negatives Licht gerückt wird. Das ist schade und hat auch nichts mit neutralen Journalismus zu tun! Als Bikeshopbesitzer bin ich natürlich selbst passionierter Mountainbiker, ABER AUCH leidenschaftlicher Wanderer und Bergsteiger. Immer wieder erlebe ich eine ihrer beschriebenen "Konfliktsituationen" und kann weder aus der Sicht des Bikers, noch aus der Sicht des Wanderers von Problemen berichten. In 95% der Begegnungen grüßt man sich freundlich, macht sich gegenseitig Platz und tauscht evtl. sogar Erfahrungen aus. Ich bin absolut überzeugt, dass eine Förderung des Miteinander die Konflikte deutlich mindern würde und das bestätigen auch viele Ferienregionen, die angefangen haben, auf das Miteinander zu sensibilisieren (z.B. Schilder mit der Bitte um gegenseitige Rücksichtnahme). Warum aber hetzt die Mainpost so massiv gegen die Mountainbiker? Ich kann nur mutmaßen: Einige wenige verbohrte Reporter fühlen sich von den Mountainbikern bedrängt und nutzen nun die Mainpost als ihr Sprachrohr? Ob das so Ihren Grundprinzipien entspricht? Ich hoffe doch nicht!

Kommen wir wieder zurück zum Artikel:
Sie schreiben "Dabei gäbe es genügend alternative Wander- und Forstwege." Sie nehmen sich als Wanderer damit das Recht raus, alleine diesen Weg betreten zu dürfen, was aber nicht dem Gesetz entspricht.
"Gerade für Extrembiker wird es erst bei Schmuddelwetter interessant, wenn der Boden richtig nass und aufgeweicht ist." Das ist eine unverschämte Unterstellung, die die Inkompetenz des Reporters nur unterstreicht. Biker sind auf staubtrockenen Pfaden viel lieber unterwegs. Ihrer Behauptung nach würden Biker ja aufs Schmuddelwetter warten! Wie lächerlich...
"wird es bei der Begegnung von Bikern und Wanderern im Wald gefährlich, wenn an diesen häufig noch dazu engen Stellen ein Radfahrer von oben heran geschossen kommt" Wirklich gefährlich wird es, wenn verbohrte Wanderer ihre Wanderstöcke als Waffe nutzen oder sich als Wegessperre dem Biker in den Weg stellen! Wie praktisch, dass Sie mit Ihrem Artikel genau das fördern...
"Dazu tragen auch die von Reifenprofilen zerfurchten Waldwege bei. Manchmal wird seitlich immer weiter und weiter über den Wegrand hinaus ausgewichen. Wenn es dann regnet, setzt Erosion ein, der Waldboden wird weggeschwemmt." Es ist korrekt, dass Mountainbikereifen Spuren hinterlassen. Wer als Wanderer aber darüber meckert, sollte selber lieber über die Wanderwege schweben! Gerade im Alpenraum sieht man wie stark Wanderwege ausgetreten werden können, wie Schlammpfützen durch Wanderschuhe entstehen und wie Abkürzungen abseits der ausgeschilderten Route sich sogar in Nationalparks etablieren. Hier ist keine Partei besser als die andere...
"Dabei gilt es als Querfeldeinfahren, den Wald außerhalb der Forstwege zu befahren. Das ist vom Betretungsrecht des Waldes nicht gedeckt und somit verboten." Schlecht recherchiert und schlichtweg falsch. Biker dürfen auf allen Wegen unterwegs sein. In manchen Bundesländern gilt eine 2m Regelung, die besagt, dass man keine Wege unter 2m Breite befahren darf (was in dem Sinne auch nichts mit Forstwegen zu tun hat), in Bayern gilt diese Regel aber NICHT!
"Ebenso wie das Befahren unbefestigter Wege mit dem Mountainbike bei Nässe." Die schlecht recherchierten Behauptungen sind an Lächerlichkeit kaum zu überbieten...
"Verbotsschilder im Wald haben sich als unwirksam erwiesen." Dann berichten Sie doch mal von den Verbotsschilder, die wieder demontiert werden mussten, weil das Verbotsschild verboten war! Nein nein, lieber so hinstellen, dass Mountainbiker ja sowieso jedes Verbotsschild per se missachten, das kommt immer gut an.
"Sie tauschen sich häufig über soziale Netzwerke im Internet aus." Also bitte... Mountainbiker sind doch keine radikalen Gruppierungen, die sich im Darknet geheime Pfade zustecken, um dann Wanderer zu terrorisieren. Was möchten Sie mit dieser Aussage bezwecken? Es ist in keinsterweise verboten eine andere Region zu bereisen. Gerade Wanderer (auch ich) tun doch genau das gleiche - mit Gps und Wanderkarte bewaffnet werden z.B. die Alpen "zertrampelt".
"Ebenso wie nach Radsportlern, die Wanderer gefährden." Diese Verallgemeinerung ist so absolut überflüssig und unterstreicht nur, dass nicht das geringste Interesse bestand eine neutrale Reportage abzuliefern.
"Sie tragen meist Helm, sind schnell unterwegs und ihre Räder tragen kein Nummernschild." Und DAS ist genauso unsinnig, wie ein Wanderer mit Nummernfähnchen am Rucksack, damit dieser zu identifizieren ist, wenn er mal wieder eine Abkürzung im Nationalpark genommen hat!

Und dann sind da noch die illegal gebauten Hindernisse. Mir ist schleierhaft, wem diese zu meist kleinsten Hindernisse schaden sollen? Ich kenne solche Hindernisse, i.d.R. aus Naturmaterialien wie Äste und Erde gebaut erscheinen sie durchaus niedlich, wenn man sie mal mit den Zerstörungen von Harvester und Forwarder vergleicht. Ausgerechnet Förster sollten hier lieber sehr kleinlaut werden. Aber nichts desto trotz bleiben sie illegal und bekommen daher von mir auch keine Befürwortung. Für einen Zeitungsartikel reichen Sie aber natürlich allemal. Hat ja der gute Reporter gleich in der Überschrift unmissverständlich klargemacht, was Mountainbiker für ihn sind: illegal! Was wohl ein besonders intelligenter Gag werden wollte ("Gelingt den Radlern der Sprung in die Legalität?") entpuppt sich beim näheren Betrachten wieder als reine Hetze – denn "Radler" sind von vorne herein NICHT illegal. Aber was soll diese Wortklauberei, Hauptsache das Volk denkt "Biker sind illegal".
Und schon bin ich beim nächsten Artikel. Hätten Sie hier mal gut recherchiert, wüssten Sie, dass es bei Haftungsfragen mittlerweile schon etwas entspannter ist, und dass es auch Adressen gibt, die einem juristisch weiterhelfen würden. Aber lieber sprechen wir mit geschwollen Worten mal darüber, wie professionell man doch die illegalen Wege dort anlegt. Professionell! ...mit Bagger und Radlader? Von halsbrecherischen Abfahrten wird berichtet. Ab wann ist eine Abfahrt halsbrecherisch? Wenn man dabei ums Leben kommt?
Förster berichten, dass "der Druck anhand der Reifenspuren unübersehbar ist". Wenn Förster schon über Reifenspuren klagen, dann sollten sie sich mal in die Spuren ihrer Harvester und Forwarder hineinstellen, oder soll ich lieber sagen in die Spur hinunterklettern?


Über evtl. existierende Konflikte oder nur das Konfliktpotenzial mancher Wege hätte man problemlos auch neutral berichten können. Da diese Artikel mit plumper Polemik und Unterstellungen nur die Würde der Mountainbiker angreifen soll, fände ich eine Richtigstellung und Entschuldigung sehr angebracht!


Mit freundlichen Grüßen

Noël Scholtens
Geschäftsinhaber Bike Emotions

PS: Und um der tollen Recherche noch das Krönchen aufzusetzen: der Schlangenweg ist bei Zell am Ebersberg und nicht bei Eschenau.




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