Offener Brief an Herrn Vollmann, Redakteur der Mainpost, als Reaktion auf einen seiner Artikel und der daraus resultierenden Diskussion:

Lieber Herr Vollmann!

Ich nehme Bezug auf Ihren Facebooktext, den Sie als Reaktion auf meinen Leserbrief verfasst haben.

Dass Sie ein Hardliner auf ganzer Linie sind, haben Sie mit Ihren Argumenten und Unterstellungen klar verdeutlicht. Ihre Reaktion und Antwort fiel für mich wie erwartet aus. Auf meine Gegenargumente sind Sie in keinster Weise eingegangen. So sieht keine Diskussion aus.

In Ihren Augen sieht die Welt des Wanderers einfach gestrickt aus:
- Mountainbiker gefährden Wanderer
- Mountainbiker sollen da fahren wo Wanderer nicht unterwegs sind
- Mountainbiker sind illegal
- Mountainbiker machen die Wege kaputt
- Mountainbiker sind lebensmüde
- Mountainbiker missachten Verbote
- Mountainbiker sind radikal und beängstigend
(keine der oben genannten Aussagen ist von mir an den Haaren herbeigezogen, sondern von Ihnen so unmissverständlich getroffen worden!)
Die Lösung ist simpel:
- Mountainbiker bekommen eine eigene Strecke, damit es nicht mehr zu Berührungen mit Wanderern kommt. Und weil man genau das überlegt, müssen ja die oben genannten Argumente auch stimmen!

Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin nicht gegen spezielle Mountainbikestrecken! Als Begründung dafür aber die oben genannten Aussagen zu treffen ist aber - mit Verlaub – einfach unverschämt. Und dann wundern Sie sich, dass Reaktionen unter der Gürtellinie kommen? Wie man es in den Wald hinein schreit... Beschimpfungen sind zwar inakzeptabel, aber diese Kausalität hätten Sie als erfahrener Journalist mit Ihrem Artikel vorhersehen können.

Ich versuche es erneut mit Gegenargumenten (Stichwort „Diskussion“):
"Die Vorwürfe reichen bis zur Hetze und Treibjagd auf Mountainbiker. Viele Fahrer fühlen sich offenbar in ihrer Ehre verletzt, über einen Kamm geschoren und persönlich angegriffen.." Das Wort Treibjagd habe ich nicht im Netz gefunden und fände es auch übertrieben, denn dafür sollte schon ein ganzes Kollektiv an Hetzern bestehen. Aber das Wort "Hetze" müssen Sie sich schon gefallen lassen! Wundern Sie sich wirklich darüber, dass sich Mountainbiker angegriffen fühlen, wenn Sie oben geschriebene Aussagen in den Raum stellen?
"Das war nicht meine Absicht" Es ist zwar schwer das zu glauben, hoffe aber dennoch, dass es ehrlich von Ihnen gemeint ist. Ich sehe es als eine sehr knapp ausgefallene Entschuldigung für so manch falsche Wortwahl. Entschuldigung angenommen!
"...und so steht es auch nicht in dem Artikel." Ich weise wieder auf oben stehende Aussagen hin, die absolut unmissverständlich so von Ihnen getroffen wurden!
"Es muss ja Gründe dafür geben, sonst könnte man sich den ganzen Aufwand ja sparen, wenn alles im grünen Bereich wäre." Denken Sie wirklich, dass eine Strecke wie in Goßmannsdorf oder am Kreuzberg nur gebaut wird, damit die Wanderer ihren Frieden haben? Bitte recherchieren Sie doch mal über die ganzen Unterschiede innerhalb des großen Überbegriffs "Mountainbike", sonst ist die Diskussion doch völlig zwecklos...
"Bekanntlich sind aber besonders ohne Genehmigung wild in den Wald gebaute Sprunghindernisse ein Problem" Ein Problem? Hyperbolische Argumente sind ja nicht neu bei Ihnen, ich erinnere mich an "professionell gebaute Hindernisse für halsbrecherische Abfahrten". Aber bleiben wir mal sachlich. Diese Hindernisse sind illegal und meist von den jüngeren Mountainbikern gebaut. Es will halt nicht jeder aufs Fussbaldfeld und unser gemeinsames Hobby "Wandern" spricht natürlich auch nicht gerade die Jugend an. Hier ist Handlungsbedarf, wie zB. die Strecke bei Goßmannsdorf. Es wird immer schnell gemeckert, dass die Jugend nur noch vor der Glotze VerdummungsTV und Playstation guckt, aber Alternativen dazu sind halt auch rar gesät. Der Trend zu dieser relativ neuen Sportart ist nicht aufzuhalten. Haben Sie sich schon darüber Gedanken gemacht, welcher Mountainbiketyp Hindernisse in den Wald zimmert? Haben Sie sich überhaupt schon Gedanken gemacht, welche Unterschiede es innerhalb der Mountainbiker gibt? Die, die einfach nur einen Pfad entlang fahren, sind nämlich gar nicht unbedingt die, die Hindernisse bauen!
"...die sich in irgendeiner Weise betroffen fühlen, zu einem ernsthaften, konstruktiven und offenen Dialog auf. Die Betonung liegt auf ernsthaft, konstruktiv und offen." Hier stehen meine Argumente, so offen wie sie nur sein können – jetzt sind Sie dran!
"Zum Beweis dafür, dass hier allerdings nichts erfunden ist, habe ich verschiedene ganz aktuelle Bilder jetzt vom Samstag, 11. Juni 2016, hochgeladen, die zeigen, wie es momentan im Wald aussieht." Sie haben Fotos von Spuren im Matsch. Wollen Sie jetzt, dass ich in den Wald ziehe um Matschlöcher zu dokumentieren, die zweifelsfrei von Wanderern herrühren? Ich bin schon so oft mit meinen Wanderschuhen bis zum Knöchel im Schlamm versunken. Besonders am Schlangenweg sind so viele Schlammlöcher von Wanderschuhen aufgewühlt. So kommen wir nicht weiter. Zur Zeit ist es nun mal nass im Wald. Reifen und Wanderschuhe geben sich hier doch beide nichts. Ökologisch betrachtet wäre es eh am besten, überhaupt niemand würde den Wald betreten – kein Förster, kein Mountainbiker und kein Wanderer. In unserer Gesellschaft sieht es aber so aus, dass der Wald ein Nutzwald ist und der Bürger ein Betretungsrecht hat, sowohl zu Fuß, als auch – gesetzlich geregelt auf geeigneten Wegen - mit dem Fahrrad. Wann der Weg geeignet ist und wann nicht ist nicht gesetzlich definiert. Ihre persönliche Interpretation dieser gesetzlichen Aussage ist hier leider wenig hilfreich.
"Mit dazu gestellt habe ich ein ebenfalls bei dieser Gelegenheit gemachtes Bild von einem zugebauten Weg." So stark verbaute Stellen auf einem Wanderweg lehne ich auch absolut ab. Abgesehen davon, dass es mich ärgert, dass hier jemand mit diesen Bauten Öl ins Feuer gießt, bleiben diese Hindernisse illegal. Hier bin ich auf jeden Fall ganz bei Ihnen, auch wenn ich persönlich das mit dem "gefährlich für Fußgänger" etwas übertrieben finde (wenn ich im Wald auf einem Pfad laufe, dann sind da Stufen und Stolperstellen, wenn ich damit nicht klarkomme, gehe ich nicht auf einen Pfad/Steig)
"Und ich nehme gerne auch alle Hinweise auf Fälle entgegen, wo vielleicht Wanderer oder andere Waldbesucher den Radfahrern nicht den nötigen Respekt entgegengebracht haben" Stellen Sie sich vor, ich habe das schon einige Male erlebt! Diese Erlebnisse sind aber in keinster Weise hier hilfreich, daher erspare ich sie uns. Schwarze Schafe gibt es schließlich auf beiden Seiten. Wie ich schon geschrieben habe – 95% der Begegnungen sind friedlich und überaus freundlich. Darauf sollten wir uns konzentrieren!
"Aber es ist doch nicht von der Hand zu weisen, dass es Probleme und Konflikte gibt, wie auch diese Bilder zeigen. Darüber sollen wir offen und ehrlich im Dialog reden." Da ja selbst Wanderer mich angeschrieben haben, die sich ausdrücklich von Ihrem Artikel distanzieren, sehe ich das einzige Problem darin, dass Sie unbedingt ein Problem sehen möchten.

Und zu guter Letzt muß ich Sie leider noch mit einem sehr heftigen Vorwurf konfrontieren: Mit Ihrem Artikel geben Sie Nährboden für die widerlichen Fallensteller, die nur nach dem Leben der Mountainbiker trachten. Nagelbretter und gespannte Drähte sind wirklich lebensgefährlich und es ist eine Frage der Zeit, dass es einen schweren Unfall geben wird. Ihre z.T. massiven Attacken gegen die Mountainbiker werden leider dazu führen, dass sich dieses Gesindel in ihrem Tun bestätigt fühlt. Dass Sie mit diesen Taten direkt nichts zu tun haben, ist mir natürlich völlig bewußt, aber da die Fallensteller zur Zeit leider Hochkonjunktur haben (auch in unserer Region!) ist der Zeitpunkt der Diskussion leider denkbar ungünstig gewählt :-(

Erlauben Sie mir, folgend noch über das Leben zu philosophieren: Wenn ich in Italien mit dem Mountainbike einen Pfad runter fahre und begegne einer italienische Wandergruppe, dann macht diese nicht nur bereitwillig Platz, sondern jubelt und klatscht mir auch noch freudig zu! Was will ich damit sagen? Wir gehen in den Wald und wollen auf unterschiedliche Art und Weise Spaß am Leben haben. Wenn ich mir jetzt überlege, wer mehr Spaß hat – Typ A), der gerne seinen Pfad teilt und sich mit dem Gegenüber auch mit freut, wenn dieser gerade ein „Juhu“ ausstrahlt oder Typ B), der sich darüber ärgert, dass ihm Jemand seinen Pfad streitig macht und daran sogar noch Spaß hat, dann bin ich mir sicher, dass Typ A) mit deutlich mehr Freude durchs Leben geht. Aber es ist nie zu spät sich zu ändern...

Bitte betrachten Sie mich nicht als Ihren persönlichen Feind, auch wenn ich stellenweise hart mit Ihnen zu Gericht gehe. Aber die meisten Ihrer Behauptungen entsprechen einfach nicht der Wahrheit und bedürfen einer Richtigstellung. Wenn ich Sie mal im Biergarten treffe, gebe ich Ihnen gerne eine "Friedenspfeife" aus ;-)


Mit freundlichen Grüßen

Noël Scholtens
Geschäftsinhaber Bike Emotions